Seit einigen Tagen ist auf unseren Seiten der Bildband ‚55 – rumbutchan in Europa‘ erhältlich, über den 11Freunde schrieb: „Mit dem 36er-Farbfilm, der später durch die Digitalkamera ersetzt wird, macht sich Butcha auf in die entlegenen Fußballecken Europas und landet weit weg vom Glamour der Elite-Arenen.“ Was er selbst zu seinem Werk meint und welche Fanszenen und Stadien ihn bisher begeistern konnten, dazu stand er kürzlich Rede und Antwort.
Hallo Butcha, zur Jahreswende ist Dein erstes Buch erschienen. Was dürfen Käufer von Deinem Bildband erwarten und wie sind bisher die Reaktionen ausgefallen?
Ahoi, mein Bildband ist eine Zeitreise durch alle 55 Mitgliedsverbände der UEFA. Es ist jeweils der Erstbesuch eines Verbandes dokumentiert und beinhaltet ein buntes Potpourri an verschiedenen Fotos von der Anreise, über Stadionbesuche (Anmerkung der Redaktion: Aktuell steht die Fußball-Europameisterschaft vor der Tür, die für viele Fans endlich wieder die Gelegenheit bieten wird, ein Stadion aufzusuchen. Doch auch wer keine Karten für die Spiele bekommen sollte, kann mit den EM 2021 Wetten mit dabei sein und mitfiebern.) bis hin zu Sehenswürdigkeiten. Also alles was zu einer guten Fußballtour dazugehört.
Zunächst war das Buch nur für meine Wegbeleiter auf den zahlreichen Reisen gedacht, als eine schöne Erinnerung an unsere unvergesslichen Zeiten, allerdings kam dann im Laufe der Kreation meinerseits die Idee auf die Gewinne des Buches zu spenden. Damit eine höhere Spendensumme zusammenkommt, hatte ich mich daher entschieden das Buch auch weiteren Interessenten zugänglich zu machen. Insgesamt kamen so 400 Euro für den guten Zweck zusammen, das war schon stark!
Bisher gab es größtenteils positive Rückmeldungen. Sowohl Freunde und Bekannte als auch unbekannte Käufer meines Buches gaben mir teilweise echt gutes Feedback, was ich so gar nicht erwartet habe. Vor kurzem kam dann noch ein kleiner Ritterschlag in Form einer Buch Rezension in der aktuellen 11Freunde hinzu. Das war schon ganz geil.
Natürlich waren auch einiges an konstruktiven Kritiken dabei, die ich auf jeden Fall als Learning für nächste Projekte aufgreife!
Welche Kurven in Europa haben Dich auf Deinen Touren eigentlich bisher am meisten beeindruckt und warum?
Das hat sich in den letzten Jahren oftmals geändert. Vor zwanzig Jahren war es vielleicht noch PSG, heutzutage leider nicht mehr. Es gibt Kurven, von denen hörst und siehst du viel, willst daraufhin unbedingt hin und wenn du dann da bist, boykottieren die gerade oder so und du hast dann den Salat. Italien, Griechenland oder Serbien kannst du immer mal Pech haben, das kurzfristig was dazwischenkommt. 2009 habe ich Olympiakos gegen Panathinaikos ohne Gäste gesehen, trotzdem hat Gate 7 bis dato die beste Pyroshow geliefert.
Es gibt allerdings auch Dauerbrenner. Da würde ich z.B. alle Stockholmer Derbys nennen. Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt beim nächsten Derby noch mehr Pyro her! Mittlerweile haben die Bullen da auch viel unter Kontrolle, ich kann mich dort aber an kein Derby erinnern, wo man nicht auf seine Kosten gekommen ist. Also hin da!
Früher waren die Istanbuler Derbys mit Gästefans auch Weltklasse. Da ist es schwer den einen oder anderen Verein hervorzuheben. Außerdem noch Rangers auswärts, die bringen immer gefühlt eine Million Supporters mit. Polnische Pokalfinale sind auch immer eine Reise wert, da ist egal wer im Finale steht.
Wie du siehst, kann ich deine Frage nicht eindeutig beantworten. Jeder muss sich selbst einen Eindruck machen. Nicht umsonst gibt es da ja diverse Meinungen.
Welche Stadien in Europa muss ein Fußballfan Deiner Meinungen nach unbedingt aufsuchen?
Da kann ich an die vorherige Antwort anschließen. Jeder hat da einen anderen Blickwinkel drauf. Die einen besuchen Stadien aufgrund ihrer Architektur, anderen ist egal, wie das Stadium gebaut ist, da sie einfach nur geile Stimmungen aufsaugen möchten. Daher kann das Waldstadion im Kaffeetälchen genauso interessant sein, wie das Camp Nou. Das Marakana von Crvena Zvezda finde ich groundtechnisch eher durchschnittlich, allerdings wird es in Verbindung mit einem stimmungsreichen Derby wieder deutlich besser. Jedes Stadion hat seinen eigenen Reiz und es kommt vielleicht drauf an, was man dort selbst erlebt hat oder erleben kann. Über die Jahre sind immer wieder neue top Grounds hinzugekommen, die ich besucht habe, leider sind auch viele davon abgerissen worden.
Insgesamt kann man aber sagen, dass alte Grounds mich viel mehr faszinieren als der moderne, austauschbare Einheitsbrei. Denn da ist das Motto immer: Haste eins gesehen, hast du alle gesehen.
Aber um jetzt mal paar konkrete Beispiele zu nennen, die man noch kreuzen kann: St. James Park in Newcastle, Ibrox, Blundell Park, Braga, Estadio de Mestalla, Apóstolos Nikolaidis, Ellenfeldstadion, Südwestpark, Stadion der Hüttenwerker und Adolf-Jäger-Kampfbahn (zählt zu den ältesten Sportstätten Deutschland, Abriss 2027). Vielleicht kann ich damit einigen etwas Inspiration geben für die Zukunft.
Wie verbringst Du die Zeit während der Pandemie? Eintrittskarten und Fotos sortieren?
Langsam habe ich gemerkt, wie sich der deutsche Durchschnittsbürger sein ganzes Leben lang fühlen muss. Keine Reisen, am Wochenende spazieren gehen, die Terrasse schön machen. Langsam hat man echt schon alles durch und vermisst den Fußball immer mehr. Zwischenzeitlich war es ja wieder möglich Fußball zuschauen. Jedoch fiel das Reisen vor allem in für mich neue Länder flach. Während des ersten Lockdowns war es durch aus angenehm, sich mal eine Pause zu gönnen, runterzufahren. Da habe ich auch die Zeit genutzt und meine analogen Bilder digitalisiert, woraus auch der Bildband dann letztendlich resultierte. Ich wollte schon immer einen machen, die ganze freie Zeit dafür kam mir dann während des Lockdowns also schon ganz recht. Außerdem habe ich kleinere Touren durch Deutschland auch ohne Fußball gemacht. Richtig planen konntest du ja auch nicht, da es jeden Tag neue Änderungen und Auflagen gab. Jetzt auf Krampf irgendwelche Spiele ohne Zuschauer – vielleicht auch hinterm Zaun – zu besuchen oder gar extra ins handabgezählte außereuropäische Ausland zu reisen, weil dort Spiele unter ‚normalen‘ Voraussetzungen stattfinden, ist nicht meins. So gern ich das auch möchte. TV-Spiele gucke ich mir auch nicht an. Also findet der Fußball bei mir zurzeit größtenteils nur in Erinnerung statt.
Wenn Du etwas am heutigen Fußball ändern könntest, was wäre das?
Tja, da gibt es so einiges. Eine perfekte Lösung habe ich natürlich auch nicht parat, allerdings sollte mal die Notbremse gezogen werden. Gerade jetzt sieht man ja, dass ‚die da oben‘ trotzdem einfach so weitermachen. Gehaltsobergrenze, VAR, Eintrittspreise, Sicherheit, WM-Vergabe um nur mal ein paar Schlagwörter zu nennen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Allerdings sieht man auch im Amateurfußball, wo ein Verein landen kann, wenn der Geldgeber sich was Anderes sucht. Mein Motto wäre: Weniger ist mehr! Torlinientechnik z.B. ist ein eindeutiges Hilfsmittel, welches aus meiner Sicht auch weiterhin genutzt werden kann. Andere Mittel zerstören den Fußball nur, vor allem weil dieser von Emotionen lebt, die ein VAR schnell mal zerstören kann.
Arbeitest Du aktuell schon an neuen Projekten?
Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber es werden weitere Bildbände folgen. Nach der Komplettierung von Europa liegt es ja auf der Hand, dass auch die restlichen Kontinente der Welt erkundet wurden und es sich um die magische ‚100‘ handeln könnte. Ich halte euch da auf den sozialen Medien – Facebook und Instagram – auf dem Laufendem. Seid also gespannt.
55 – rumbutchan in Europa jetzt bestellen!!
Tags: Fankultur, Fankurve, Fotos, Groundhopping, Interview
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