Mittlerweile gibt es schon die achte Ausgabe von Blickfang Ultra zu erwerben. Überraschend schnell hat sich das Heft etabliert und ist in der Ultra-Szene akzeptiert. Die Macher setzen in ihrem Magazin auf Interviews, Reportagen, wollen erzählen, was in den Kurven passiert. Und damit Ihr mehr über diese Heft und dessen Entstehung erfahrt, stand mir Oliver Pillekamp aus der BfU-Redaktion für einige Fragen zur Verfügung.
Vor einigen Tagen ist die achte Ausgabe von Blickfang Ultra erschienen. Was erwartet den Leser in diesem Heft?
Den Leser erwartet natürlich wieder einiges. Zwar kommt die Ausgabe 8 ohne ein großes, ausführliches Interview daher, aber wir hoffen dies durch andere Beiträge wettmachen zu können. Zunächst geben uns viele Gruppen einen Einblick in ihre ‚To-Do-Liste’ und erzählen, welche Dinge man vor hat, diese Saison anzugehen. Zudem stellen wir die Info-Zines einiger Gruppen vor und beschäftigen uns natürlich auch mit altbekannten Rubriken. So erhalten wir einen (Ein-)Blick in die Kurve der Szene E Reutlingen, haben die Ultraszene eines weiteren Landes (Portugal) unter die Lupe genommen und uns mit der Subkultur Graffiti beschäftigt. Speziell zu Letzterem gibt es einen sechsseitigen Sonderteil im Heft. Dinge wie Leserbriefe, Spielberichte oder die Klänge aus der Kurve sind natürlich auch wieder im Heft zu finden. Im Auslandsteil geht es wieder in Richtung Balkan, mit Beiträgen aus Sarajevo und Zemun.
Es besteht ja eine gewisse Ähnlichkeit Eures Magazins zu Erlebnis Fußball. Seht Ihr EF als Konkurrenz an und worin unterscheidet Ihr Euch?
Auch wenn wir teilweise dieselbe Zielgruppe haben, handelt es sich meiner Meinung nach um zwei grundverschiedene Konzepte. Wir sind beispielsweise textlastiger, beschäftigen uns intensiver, kritischer und genauer mit der deutschsprachigen Ultraszene, versuchen konkrete Vorschläge zu machen und stellen ULTRAS in den Mittelpunkt unseres Heftes, nicht Fußball, nicht Hools, nicht Fans…
Natürlich gibt es Punkte, bei denen man eher miteinander konkurriert, als bei dem im ‚Kampf um die Leserschaft’. Man schnappt sich gegenseitig schon mal die Interviews oder Artikel weg, was in der Natur der Sache liegt. Wenn EF ein Interview mit Gruppe XYZ macht, fällt diese natürlich für unsere kommenden Ausgaben als Partner flach. Keiner will zwei große Interviews oder Artikel über eine Gruppe/Szene innerhalb kürzester Zeit lesen.
Diese Konkurrenz muss aber nicht zwingend schlecht sein. Es motiviert einen zum Nachdenken und zum Erstellen eines Alternativplans. Viele gute Interviews oder Artikel wären vielleicht nie gemacht worden, wenn sich die ‚A-Lösung’ angeboten hätte. Die Hefte schaffen es somit auch sich gegenseitig zu ergänzen und dem Leser eine Art Gesamtpaket zur Verfügung zu stellen.
Wie sind bisher die Reaktionen der Leser auf die ersten Ausgaben ausgefallen?
Durchaus positiv. Ich denke, das Heft wird gut angenommen und entwickelt sich stetig weiter zu einem festen Bestandteil der deutschen Ultras-Kultur. Kritik gibt es natürlich an jeder Ausgabe zu üben. Wir versuchen uns dieser Kritik zu stellen und BFU dadurch zu verbessern. Daher natürlich auch die Aufforderung an alle Leser, uns mitzuteilen, wie man das letzte Heft bewertet, was man ihrer Ansicht nach verbessern kann und ggf. welche Vorschläge oder Wünsche man für kommende Ausgaben hat.
Wie geht Ihr immer wieder ein neues Heft an und wie kann man sich die Arbeit, die bei der Erstellung einer Ausgabe ansteht, vorstellen?
Im Prinzip besteht das Heft bei der Konzeption aus zwei Teilen: Einmal der Teil, der so gut wie immer im Heft vertreten ist (Interviews, Blick in die Kurve, Klänge aus der Kurve, Spielberichte, Serien) und dem Teil, der nur in der kommenden Ausgabe im BFU erscheint.
Zu Beginn wird ein Brainstorming innerhalb der Redaktion darüber abgehalten, welche aktuellen Themen ins Heft sollen, welche weiteren Berichte man an der Hand hat und mit welchen Szenen die üblichen Rubriken, wie Spielberichte oder Interviews, besetzt werden sollen. Sind dann Kontakte und Autoren (aus Redaktion oder auch von außen) organisiert, kommt der Zug dann langsam aber sicher ins Rollen und ein paar Wochen später hält man dann die neue Ausgabe in der Hand.
Wie klappt die Zusammenarbeit mit den einzelnen Szenen und was könnte besser laufen?
Das klappt von Szene zu Szene verschieden gut. Wenn man aber das bisher Zusammengetragene mal betrachtet, kommt man zu dem Ergebnis, dass die Zusammenarbeit allgemein nicht so schlecht sein kann. Natürlich gibt es ein paar Totalverweigerer, die man eigentlich ganz gerne an Board hätte, jedoch kann man seine Zeit nicht damit verbringen, zwecklose Bitten zu stellen oder Extrawürste zu braten. Das Angebot zur Zusammenarbeit gilt für diese Szenen natürlich weiterhin.
Was ist Dir persönlich an dem Heft wichtig und was würdest Du gern noch umsetzen?
Wichtig ist mir, dass BFU es schafft, auf einen Level zu kommen, auf dem es dazu fähig ist, Sprachrohr der deutschsprachigen Ultras-Kultur zu werden. Wir sollten neben reiner Information auch Denk- und Lösungsansätze bereitstellen, die dabei helfen, dringende Probleme dieser Zeit aus dem Weg zu räumen. Das ist natürlich nicht einfach und ob dies überhaupt gelingt, wird man sehen…
Zudem ist es mir wichtig, dass Zensur und Selbstzensur im Heft nicht stattfinden und wir weiterhin anprangern können, was uns bewegt und dies auf unsere Art und Weise, mit den Worten, die wir in diesem Kontext für richtig halten.
Natürlich möchte ich auch, dass BFU wächst und irgendwann mit einer Auflage von 15.000 oder 20.000 aufwarten kann. Diese Auflagenstärke würde uns bei unseren ‚missionarischen Bestrebungen’ sicherlich zu Gute kommen. Natürlich darf dies nie auf Kosten der Werte geschehen, die wir versuchen zu vermitteln. Sobald die Glaubwürdigkeit dahin ist, dürfte es sich mit dem Heft ohnehin erledigt haben.
Redaktionell gibt es natürlich noch viel, was ich umsetzen möchte. Beispiele lasse ich mal außen vor, da wir unsere Ideen natürlich nicht anderen überlassen wollen. Vielleicht schafft man das eine oder andere ja doch noch. Unmöglich ist bekanntlich ja nichts… Erst recht nicht für Ultras!
Und für wann ist das nächste Heft geplant und gibt es bereits erste Themen?
Das nächste Heft soll aller Voraussicht nach Mitte Oktober erscheinen. Die Themen sind teilweise bekannt, jedoch werde ich den Teufel tun und hier Redaktionsinterna ausbreiten. Wir werden in den kommenden Ausgaben sicherlich wieder Interviews anbieten und den Subkulturen-Teil beenden. Die ‚Legenden’ werden wieder Platz finden und eine Überarbeitung des KadK-Konzepts ist in Planung.
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