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Fußballheimat Berlin Vor einigen Tagen ist ein weiterer Titel aus der Fußballheimat-Reihe erschienen. Dieses Mal kümmern sich die Autoren Peter Czoch, Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider um Berlin. Auf 216 Seiten präsentieren sie 100 Fußballorte in der Bundeshauptstadt. Peter Czoch dürfte dabei einigen bereits durch seine Werke ‚Alles für den FCH!‘ sowie ‚Ultras in Deutschland‘ bekannt sein. Und genau dieser stand nun für einige Fragen zur Entstehung des neuen Buches und zu seiner Sicht auf die Berliner Amateurvereine und Fankultur zur Verfügung.

Hi Peter, Du hast gemeinsam mit Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider ein weiteres Buch herausgebracht. Wie lange hat die Arbeit an diesem gedauert und bist Du mit dem Ergebnis zufrieden?

Hallo Stephan, ich kann wohl für uns Drei sprechen, dass wir mehr als zufrieden sind. Die ganze Bandbreite des Fußballs in Berlin einzufangen, ist gar nicht so leicht. Deswegen haben wir sehr viel diskutiert, welche Orte es werden und welche Bilder wir reinnehmen. Insgesamt hat der ganze Prozess von den ersten Gedanken bis zur Veröffentlichung sicher fast zwei Jahre umfasst.

Nach welchen Kriterien habt Ihr die Spielorte für das Buch ausgewählt und war es eigentlich schwierig, auf 100 interessante Orte in Berlin zu kommen?

Es ist eigentlich unmöglich, wenn wir ehrlich sind. Anfangs hatten wir über 160 Orte auf der Liste und mussten dann sehr stark priorisieren. Wir wollten, dass kein Berliner Bezirk zu kurz kommt, auch wenn das meiste an Geschichte in der Innenstadt passiert ist. Gleichzeitig sollten nicht nur hochklassige Vereine und Orte darin vorkommen und dann muss man selbstverständlich den verschiedenen Milieus von Berlin und dem Frauen- und Jugendfußball gerecht werden. Es war also eine ziemliche Mammutaufgabe und ich hoffe, niemand fühlt sich auf den Schlips getreten, wenn es sein Ort nicht reingeschafft hat. Wir haben’s nicht böse gemeint!

Was ist für Dich das Spannende am Amateurfußball und den kleinen Stadien in Berlin?

Dass sich auch dort viel Geschichte abgespielt hat und diese Orte bis heute wichtig für die Kieze sind. Der Vorgängerklub von Berolina Stralau war beispielsweise der erste Underdog, der im DFB-Pokal – der damals noch Tschammer-Pokal hieß – zwei Erstligisten rausgekegelt hat und ist heute der größte Verein von Friedrichshain-Kreuzberg. Gleichzeitig nehmen die Vereine wichtige gesellschaftliche Funktionen ein, in Berlin wahrscheinlich wie in keiner anderen Stadt oder Region in Deutschland. Denn wo viele Menschen leben, brauchen sie natürlich auch Orte, an denen sie zusammenkommen, diskutieren, streiten und interagieren können. Der FC Internationale zum Beispiel ist Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit im Sport und natürlich sind ganz viele Vereine zentral für Integration und Teilhabe. Auf dem Platz begegnen sich halt Gleiche und Gleiche, das öffnet erstmal Türen. Eine besondere Rolle nehmen sicher die migrantisch geprägten Vereine wie Croatia, Club Italia und Türkiyemspor ein. Gern vergessen wird aber zum Beispiel auch die Geschichte von Agrispor. Das war die erste türkische Frauenmannschaft außerhalb der Türkei, galt als Paradebeispiel für Emanzipation und stieg bis in die Zweitklassigkeit auf. All das findet nicht immer in Stadien statt, aber es reicht auch schon ein einfacher Kunstrasen, um in das Kiezleben einzutauchen.

Bild mit den bisherigen Werken von Peter Czoch.
Die bisherigen Werke von Peter Czoch.

Welche Stadien und Fanszenen haben Dich in Berlin am stärksten beeindruckt?

Das Hans-Zoschke-Stadion steht bei mir weit oben auf der Liste, weil es einerseits viel Geschichte erzählen kann, aber ganz einfach auch eine schöne enge Kiste ist. Beim Oberliga-Derby zwischen Lichtenberg 47 und Sparta hat man gesehen, dass dieses Stadion eine wirklich beeindruckende Kulisse bieten kann. Seit ein paar Jahren haben die 47er ja auch eine aktive Fanszene. Ich will aber auch die Alte Försterei und das Olympiastadion nicht kleinreden, das wäre albern. Beide Stadien sind großartige Orte. Gerade, wenn man sie auch vor etlichen Jahren noch halb gefüllt erlebt hat, muss man heute feststellen, dass da schon großes Kino abgeht. Als Geheimtipps würde ich das Volksparkstadion Mariendorf und den Wackerplatz empfehlen. Was die Fanszenen angeht, ist es spannend zu beobachten, wie auch in den untersten Ligen immer wieder kleine Fanklubs samt Support, Aufklebern, Graffiti etc. entstehen. Interessant fand ich das Geschehen rund um Polar Pinguin, die ja jetzt in die Berlin-Liga aufgestiegen sind. Was auch bei den Kleineren möglich ist, hat man sehr beeindruckend 2023 beim Berliner Pokal-Finale gesehen, als sich sowohl Makkabi als auch Sparta über einen echt imposanten Support freuen konnten.

Dein Heimverein ist bekanntlich der FC Hansa Rostock. Wie würdest Du die aktuelle Situation des Vereins und in der Fankurve beschreiben?

Wenn man am Saisonbeginn sogar Tabellenführer war und dann für alle sichtbar in Richtung Abstieg trudelt, bleibt hinterher erstmal viel Katerstimmung übrig. Obendrein gab es ja allerlei Aufregung um Fanaktionen in der ganzen Saison und auch am letzten Spieltag. Da hat sich aus meiner Sicht auch der Verein nicht immer klug verhalten. Insofern ist es gerade ganz gut, dass man sich neu sortieren kann und anders als beim Abstieg 2012, als Hansa haarscharf an der Insolvenz und dem Zusammenbruch vorbeischrammte, steht man wirtschaftlich und strukturell ganz gut dar. Verbesserungen sind natürlich wichtig, aber man hat derzeit ein gutes Fundament und der aktuelle Dauerkartenverkauf zeigt, dass der Zuspruch ungebrochen ist. Mit ein paar Aktionen, wie dem Tapezieren im Magdeburger Stadion und dem Massenauftritt im Berliner Olympiastadion, hat man Fußballdeutschland sicherlich im letzten Jahr auch mal wieder ganz schön staunen und schmunzeln lassen. Wo die Reise sportlich in der nächsten Zeit hingeht, ist bei den Männern allerdings noch ein großes Fragezeichen. Immerhin sind die Frauen auf Anhieb in die Regionalliga Nordost aufgestiegen und haben der roten Kogge die nötige Ehre erwiesen! Das macht Hoffnung.

Wenn Du etwas am heutigen Fußball ändern könntest, was wäre das?

Vielleicht würde ich die VIP-Logen auflösen. Klar, als gut betuchter Sponsor, Funktionär etc. hat man es gern gemütlich, schnabuliert beim Spiel seinen Moët-Champagner und Lachsbrötchen, aber das hat mit dem Fußball an sich ja nichts mehr zu tun. Und wenn sie deswegen ihre Unterstützung einstellen, dann ist das halt so. Dann wird vielleicht auch nicht mehr an der 50+1-Regel gerüttelt, weil man ihnen aufzeigt, dass sie sich entweder an die Regeln des Sports halten oder hier eben falsch sind. Dass alles darauf ausgerichtet ist, aus dem Fußball als Event mehr und mehr Geld rauszupressen, nervt mich und ich finde es falsch. Ich hab gar keinen Bedarf daran, nach England oder Spanien zu gucken, wieviel Fernsehmilliarden sie sich da um die Ohren hauen und dann andere als Farmer-League verspotten. Ich will Fußball mit meinen Freunden gucken, mit Vereinen, die einigermaßen gleiche Bedingungen haben und nicht, wo das Geld von autokratischen Regimen, Rüstungskonzernen und neureichen Investoren die Wettbewerbe verzerrt.

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3 Kommentare zu “„Anfangs hatten wir über 160 Orte auf der Liste“ – Interview mit Peter Czoch zu Fußballheimat Berlin”

  1. Er spricht mir aus der Seele. Dennoch hat der internationale Fussball eine wichtige Funktion der Völkerverbindung. Weiter so!

  2. Das klingt alles sympathisch: Fußball von der Basis aus betrachtet! Mögen sich viele Fans und Aktive dieser Perspektive anschließen!

  3. Kann das Buch sehr empfehlen. War bei der Vorlesung in der Magnet Bar und habe es mir da mit Widmung geholt. Die drei Herren haben eine gute Mischung hinbekommen. Ließt sich kurzweilig, aber trotzdem interessant und sogar als Nerd konnte ich ein paar Fakten noch lernen. Sympathisch, dass auch kleine und etwas unbekanntere Vereine mit ihren Geschichten vorgestellt wurden.

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